Schicksal, dass ich hier war? Ist Schicksal also das, was wir nicht beeinflussen können, dem wir uns ergeben, weil es einfach passiert? Dinge passieren, auch ohne unser zutun und ich kann nicht wirklich sagen, warum ich schon als Kind in die Stadt wollte – Montevideo. Irgendetwas zog mich in diese Stadt. Wahrscheinlich Dinge, die ich gelesen hatte. Irgendwann. Lesen – die Tätigkeit, die so sehr Fantasie anregt und damit Sehnsüchte weckt und Ideen produziert.
Manchmal muss man alt werden, um dies umzusetzen. Montevideo – hast du die Sehnsucht gestillt und Ideen umgesetzt? JEIN.
Aber schaut selbst: Alt- und Neustadt, Krieg und Frieden, Psychopath Dirk – alles dabei.

Anreise und Ankunft in Montevideo
Anreise via Check24 Flugbuchung über Madrid nach Montevideo. Reiseplanung via TravelLocal und Say Hueque aus Argentinien und alles lief super. Nachtflug, Ankunft früh in Montevideo und wir bekamen sogar sehr viel früher ein tolles Zimmer in der Altstadt.
Montevideo begrüßte uns mit Sonne und einem Halbmarathon, den viele Menschen an dem Sonntag nutzten. Wir fühlten uns sofort willkommen und machten uns auf den Weg einer ersten Erkundung. Tipps bekamen wir schon bei der Abholung am Flughafen und für den nächsten Tag hatten wir via Whatsapp einen Personal Guide – Hans – schon vor Wochen vereinbart.
Erst-Erkundung, Vertiefung, eigene Weiterentdeckung – so waren die 3 Tage Montevideo vorgeplant.
Und weil es weniger Text gibt – kommen mehr Bilder, damit ihr euch selbst einen Eindruck verschaffen könnt.
Der Flohmarkt in Montevideo
Uber – ist auch hier dein Freund, wenn man schnell von A nach B kommen will und sich mit den Öffis noch nicht auskennt. Manche Taxis sind auch gleich Uber, in Montevideo wie dann auch in Buenos Aires. Also nicht wundern.
Die erste Empfehlung, der wir nachkamen, war der riesige Flohmarkt am Sonntag – Tristan Navaja. Tausende Leute, dicht an dicht gedrängt, schlendern über ein riesiges Gebiet, in der die Straßen den Flohmarkt ergeben. Jeder sucht ein Schnäppchen. Es an den Mann, die Frau zu bringen oder es eben zu erhaschen. „Wo kommt ihr her?“ wurde ich gefragt, wenn ich Menschen nach einem Foto fragte. Und meine Antwort erzeugte stets ein Lächeln.













Mercado del Puerto Montevideo – das gastronomische Kulturjuwel
Hunger, Hunger treibt an, Hunger macht unwirsch. Aber es gibt Möglichkeiten gegen Hunger und so landeten wir hier – auch eine Empfehlung vom Flughafen, zumal sich direkt von hier aus die Möglichkeit anbietet, durch die Altstadt zu schlendern. Allerdings vorher – Hunger und Durst stillen, die Eindrücke rundherum genießen. Und das kann man hier zur genüge.



Die Altstadt – tja – sie ist leider nicht so schön, wie im Kopf vorgestellt oder wie man sie anderenorts kennt. Viel Geld wird scheinbar nicht investiert momentan, jedenfalls nicht in die Altstadt und ca. 4000 Obdachlose sollen dort quasi „zu Hause“ sein. Mehrfach wurde ich angesprochen, nicht so offen mit meiner Kamera umherzulaufen, aber letztendlich war ich nie wirklich in „Sorge“ deswegen. Fassaden und Geschäfte sind definitiv nicht mehr prachtvoll. Die Altstadt hat trotzdem ihren eigenen Flair, auch dort, wo wir unser Hotel hatten. Reich scheint das Viertel allerdings eben nicht. Authentisch ist es, nicht touristisch aufgesetzt. Man lebt hier wirklich.
















Ein Psychopath in Montevideo
Kennt ihr das? Ihr geht durch eine dieser unsäglichen Großstädte und euch kommt jemand entgegen – wild umher fuchtelnd, laut fluchend/ sprechend/ schreiend? So einer, um den man einen Bogen macht und dann sich umdreht und ihm nachblickt?
DAS WAR ICH – jedenfalls hier. Der Grund, warum ich ab sofort diese Menschen mit anderen Augen sehe? Also eher verstehenden Augen? Der kommt jetzt.
Stell dir vor, du hast eine teure Kamera in der Hand und ums Handgelenk. In der Fototasche, die du natürlich dabei hast, um die Kanera auch mal aus dem Blickwinkel zu nehmen, sind deine Kreditkarten und der Führerschein. Dann stell dir vor, du/ ihr sucht einen Platz zum verweilen. Hier. Ach nein, kein Kaffee. Hier. Hmmm, keine Sonne. Hier. Ja hier ist ist. Ach nein. Und man zieht weiter. Und nach 30 Minuten fällt dir auf, die hast die Kamera immer noch am Handgelenkt, aber wo ist die Fototasche. Die mit allem?
Knieschmerzen hin und her, zurück durch die Altstadt, die, in der man uns vor Diebstahl warnte. Wo hatte ich die Tasche denn abgelegt? Hier? Nein. Da hinten, nein. Dort? Hmmm, nein. Schaut oben, Bild zwei. Der Sessel und der Tisch. Dort gab es keinen Kaffee. Nur Gin-Tonic. Und dort gingen wir weg, weil es keinen Kaffee gab. Und hier war sie, meine Tasche. Unangetastet, alles da und wir tranken keinen Kaffee – sondern jeder zwei Gin-Tonic und liebten das Leben wieder. Oder es mich.
Dann schlenderten wir zurück Richtung Hotel und erkundeten so weiter die Altstadt.








Friedhöfe, Gräber, Neustadt – eine Zeitreise durch Montevideo
Hans – er sollte uns seine Stadt näher bringen und ich lernte ihn per Whatsapp über Dirk in Rio, der mich an Adrian in Buenos Aires verwies, online kennen. Hans‘ Familie ist seit den 1790ern in Uruguay und er kennt quasi alles zur Geschichte und jeden dort. Er war also prädestiniert, uns die Stadt auf anderen Wegen zu zeigen und ich sagte ihm vorher schon, was wir an dem einen Tag gerne machen würden. Geschichte zur Graf Spee, die Friedhöfe, denn sie spiegeln viel über die Kultur eines Landes wieder und Orte, wo nicht viele Touristen zu finden sind, von bestimmten Aussichtspunkten bis hin zu den Townships.










Früher gab es Pferdefuhrwerke als Kleinunternehmen, die den Müll aus dem Umfeld entsorgten. Heute sind das solche Motorräder. Man meldet per App, wo Müll rumliegt, dann kommt so ein Jungunternehmer, entsorgt und macht für die Stadtverwaltung ein Foto, dass wieder alles in Ordnung ist. Dafür wird er entlohnt.



Einen Blick warfen wir auch in die Townships. „Willkommen in der Hölle“ steht hier – aber das ist nur ein Gruß an die gegnerische Fußballmannschaft, denn sportbegeistert ist man hier definitiv überall.
Die „Graf Spee“ und das deutsche Erbe
Im Dezember 1939 suchte das deutsche Panzerschiff Admiral Graf Spee nach einem Gefecht mit britischen Kriegsschiffen Zuflucht im neutralen Hafen von Montevideo. Unter internationalem Druck und ohne Aussicht auf Entkommen ließ Kapitän Hans Langsdorff das Schiff kurz nach Verlassen des Hafens sprengen, um es nicht dem Feind zu überlassen. Dadurch rettete er rund 1.100 Besatzungsmitgliedern das Leben – fast die gesamte Crew konnte sich in Sicherheit bringen. In Nazi-Kreisen galt diese Entscheidung jedoch als feige; Hitler war wütend, da er bedingungslosen Kampf bis zum Untergang erwartete und Langsdorffs Handeln als Verrat am soldatischen Ideal ansah.
Jahrzehnte lang ragte das Wrack aus dem Wasser, bevor vor wenigen Jahren dann tief in den Schlamm des Rio de la Plata versank. Die Toten der beiden Schlachtschiffe sind auf verschiedenen Friedhöfen in Montevideo beerdigt und die Bundesrepublik kümmert sich um deren Gedenken. Die Fotos zeigen – auf beiden Schiffen waren es vor allem sehr junge Männer, die den Tod fanden. 18, 19, 20 Jahre. Überlebende arbeiteten dann u.a. bei der Familie von Hans und der erzählte uns die Schizophrenie der Ereignisse des Zweiten Weltkrieges: „Menschen, die in Montevideo stets friedlich zusammenlebten, zogen für ihre „Urheimat“ nach Europa in den Krieg, um sich dort gegenseitig umzubringen.“ Krieg ist eben wirklich schizophren. Anbei hier nun Fotos von den wirklich sehr schön und großzügig gestalteten Friedhöfen und auch vom Soldatenfriedhof der Graf Spee.








Geschichte sollte auch heute mahnen.
Panorama-Kulisse überhalb der Stadt




Mehr oder weniger endete dann hier unser Tag und im nächsten Artikel geht es um ganz besondere Highlights, die wir dann selbst am nächsten Tag erkundeten – ältestes Café Montevideos, tolle Parkanlage, ein besonderer Buchladen, das Museum, dass an das tragische Unglück 1972 in den Anden erinnert. Unbedingt lesen – ähh – Bilder schauen 😀
In eigener Sache: Wer eine Reise nach Uruguay oder nur nach Montevideo und/oder Colonia plant, kann sich gerne an Hans wenden. Er organisiert Touren wie auch Reisen und ist sehr zuverlässig.
Seine Whatsapp kann ich gerne weitergeben, in Instagram erreicht ihr ihn auch hier: https://www.instagram.com/touristguideuruguayhans?utm_source=ig_web_button_share_sheet&igsh=ZDNlZDc0MzIxNw==