Na ja, nicht wirklich. Aber das Ziel der nächsten beiden Etappen war der Queen Elizabeth Nationalpark. Als die britische Königin 1954 ihre Kolonie Uganda besuchte, wurde der zwei Jahre zuvor gegründete Nationalpark im Westen des Landes nach ihr benannt. Heute bekommen Touristen hier wieder ein ähnliches Natur-Schauspiel geboten wie damals die Queen.
Wie fast jeden Tag klingelte der Wecker um 6:30 Uhr. Frühstück (in Ruhe) um 7 Uhr. Das passte wunderbar, denn der Sonnenaufgang war zu diesem Zeitpunkt immer – 7 Uhr 🙂
Aktivurlaub ist kein Relaxing an sich. Aber die Vielfalt der Eindrücke, das aus dem Alltag gerissen sein – das ist für uns trotzdem Erholung. Und außerdem, wozu gibt es denn das Sprichwort: Der frühe Vogel … und so, mit dem Wurm … 🙂 Und bei dem Ausblick?
8 Uhr Abfahrt, vorher Check out, Gepäck ins Auto und wieder auf die Straße. Auf die Straße? Nein, Bryan schlägt eine Abkürzung vor. Abkürzung bedeutet nicht schneller. Schnell ist eh ein Begriff, der nicht aus Afrika kommt, sieht man von einem Geparden einmal ab. Es ist eine kürzere, längere Strecke. Zeitlich jedenfalls. Über unbefestigte Wege, die staubig sind ohne Ende. Aber eben quer durch das Land, die Dörfer, Felder…, vorbei am Alltag der Menschen. Es ging von Fort Portal zum Nationalpark quer durch Afrikas Leben.
Kurz zu den Fotos. Den Kleinbus hatten wir für uns allein. Platz ohne Ende und Safari tauglich, denn das Dach konnte angehoben werden.
130 km auf diesen Wegen, voll mit Schlaglöchern, Staub und Tierwelt … 6 1/2 Stunden braucht man schon. Aber – und nun der extreme Vorteil dieser Reise: man lernt den Alltag der Menschen kennen, denn man ist langsam unterwegs und lange. Man sieht, wie der Tag mit Wasser holen durch die Kinder beginnt, wie sie eine Stunde später ihre Schuluniform anhaben, man beobachtet die kleine, familiäre Geschäftswelt, die Arbeit auf den Feldern … Aber wer als Fotograf denkt, wow, schnell Menschen „schießen“ – erwachsene Ugander lassen sich nicht gerne fotografieren und sind sogar sauer, wenn man nicht fragt. Und selbst dann wollen sie meist nicht. Trotzdem ist man während der Fahrt dicht an den Menschen und sieht, wie sie leben, sich organisieren, was sie wie tun im Arbeitsalltag. Und man fährt durch eine wunderbare Natur. Wasser ist hier um den Äquator kein Problem und es gibt tolle Vulkan-Seen, von denen es der abgebildete sogar auf den 20.000 Schilling Geldschein geschafft hat. 20.000 Schilling sind ca. 5 € übrigens.
Unterwegs stellten wir fest, der Reifen verliert Luft. Nun wird in Afrika ja alles repariert. Geht nicht, gibts nicht. Aber Bryan als Ungander kennt seine Landsleute und checkte ersteinmal verschiedene Tanken nach Reparaturtauglichkeit. Dann ging es schnell wieder weiter.
Irgendwo in einer kleinen Siedlung/ Stadt wollten wir noch Euros in ugandische Währung tauschen und Bryan kannte natürlich eine „Stelle“. Zudem nutzte er die Gelegenheit, uns einfach für eine Stunde aus dem Auto zu werfen. „Vertretet euch mal die Beine, nach der langen Strecke bis jetzt. Hier passiert euch schon nichts. Wir treffen uns am Ende der Siedlung, diese Richtung …“ Wir denken, er musste noch etwas organisieren und etwas dösen, denn die Fahrt als Kraftfahrer, nur im 1. oder 2. Gang, ist echt schlauchend. Also setzte er uns vor die Autotür und wir zogen los.
Kennt ihr noch das alte Ritual aus den 90ern, wenn man einen Trabbi sah, einen grünen? „Grüner Trabbi, grüner Trabbi“ und den Nachbarn kneifen? Na ja, eher die wenigsten. Aber hier gibt es ein ähnliches Ritual: „Muzungu, Muzungu!“ – was heißt: „Ein Weißer, ein Weißer!“ Nicht negativ, im Gegenteil. Die Kinder freuen und die Erwachsenen wundern sich. So erging es uns in der Stadt … „Muzungu, Muzungu“ und freundliche Fragen nach unserem Befinden. Jedenfalls waren wir die einzigen Weißen in der Stadt und ein Tageshöhepunkt 🙂
Dann kamen wir am späten Nachmittag am Rande des Nationalparkes an und bezogen unser – Zelt. Diese Art der Unterbringung kannte wir schon vom Okavango. Groß, sauber, Außendusche und -toilette und dicht an der Natur, denn man hört nachts jedes Tier, was in der Fantasie dann natürlich riesig erscheint.
Während wir also wieder super untergebracht waren und von hier unsere Pirschfahrten im Nationalpark antraten, fuhren wir an nett winkenden Kindern und Landarbeitern vorbei und sahen Hütten, die sie scheinbar zum Schutz der Sonne am Rande der Felder erbaut hatten. Trotzdem fragte ich bei Bryan nach um dann betreten zu verstummen. Kein Sonnenschutz sondern ihr Zuhause. Diese Wanderarbeiter ziehen von Bauer zu Bauer und versuchen Arbeit zu finden. Sie ziehen mit Kind, Frau und Hühnern weiter, wenn der Bauer sie nicht mehr beschäftigen kann oder will. Sie ernähren sich vom Geernteten, was sie behalten dürfen. Stehlen sie etwas im Umfeld, egal wo, werden sie sofort der Region verwiesen. So fristen sie ein extrem karges Leben und – sind trotzdem freundlich zu denen (uns), die da morgens und abends an ihnen im Auto vorbeifahren. Respekt vor diesen Menschen!
Und dann unser erster Safari-Ausflug. Abends, wenn die Tiere aus der Hitze-Ruhe wieder auf Nahrungssuche gehen. Dazu meldeten wir uns im Park an, wo auch die Queen in den 50ern sich schon anmelden musste. Ich bezweifle aber, dass man den Park nun nach uns umbenennt. Was solls …
Jedenfalls hoben wir schon einmal das Dach an und machten uns bereit für … was auch immer.
Quer durch den Park geht eine normale Straße für die Bevölkerung. Das stört die Tierwelt gar nicht. Die Wildtiere, einst von Idi Amins Soldaten in Massen geschossen, haben wieder ihre früheren Bestände erreicht. Und kaum irgendwo sind sie so vielfältig wie hier. So begann ein weiteres echtes Erlebnis für uns. Viele Tiere hatten wir schon in Südafrika, Namibia, Botswana oder Simbabwe sehen können. So auch hier. Antilopen, Warzenschweine, die immer vier Junge haben und sehr wehrhaft sind, einen Kampfadler, der eine Flügelspannweite von bis zu 2,30m haben kann, einen lauernden Löwen (vorne rechts im 4. Bild), der Antilopen im Blick hatte und Respekt einflößende Büffel…
Aber das Highlight des Abends war eine in einem Baum (Kaktus!!!) schlafende Löwin. In Bäumen schlafende Löwen hat man sehr selten. Und 3 Wochen lang haben die Ranger keine mehr gesehen bzw. gefunden. Aber da war ja der erste Abend mit uns … Bryan war begeistert und sagte: „Wenn Engel reisen …“ und meinte, dass es an uns gelegen haben muss. Jedenfalls widersprachen wir ihm nicht. 🙂 Allerdings kann Engel nie auf mich bezogen worden sein.
Was wir beobachten und erleben konnten, fasziniert noch immer. Man kann auch kaum die innere Zufriedenheit, dieses „oh man ey, wow“ beschreiben. Der Sonnenuntergang rundete alles ab.
Am nächsten Morgen hatte Bryan uns eine einheimische Rangerin, eine ehemalige Kollegin und Insider des Parkes, geordert. Und es ging noch vor Sonnenaufgang los, der genauso beeindruckend sich uns eröffnete.
Hier ein amerikanisches Arztehepaar, das ausschließlich zu Beobachtung der Vogelwelt nach Uganda kamen.
Wir nicht, deshalb weitere Wildlife-Fotos 🙂
von Groß bis Klein | ||
Wie man auf der Map oben erkennen kann, liegt der Park an zwei Seen, dem Lake Edward im Kongo und dem See George in Uganda. Verbunden sind sie mit einem Kanal. Und der war Ziel der nächsten Erkundung, denn man kommt u.a. den Waldelefanten sehr nahe. Zu denen später dann etwas mehr.
Junge Elefanten-Geschwister sind wohl wie in jeder Spezies – sie ärgern einander gerne 🙂
Interessant war, dass große und für sich alleine schon gefährliche Tiere wie Flusspferde, Büffel und Krokodile, scheinbar unproblematisch miteinander auskommen (können). Das sollte sich so manch Politiker einmal abschauen…
Kingfisher, Storch und Afrikanischer Seeadler sind aber genauso beeindruckend. Und der Marabu zwischen den Kormoranen erinnerte mich irgendwie an …Aufsicht auf dem Schulhof. Warum auch immer 🙂
Zwei Tage und Nächte vergingen hier wie im Fluge.
Im dritten Teil erzähle ich dann von … Löwen.. Ja ja, nicht schon wieder Löwen … ooooh doch 🙂