Kairo 2023 – erneuter Besuch der zweitgrößten Stadt Afrikas

Kurz nach der Revolution zum „Arabischen Frühling“ besuchten wir in Ägypten u.a. Abu Simbel, aber eben auch Kairo. Lange her – und so waren wir neugierig, was geblieben und was neu ist. Kurz zusammengefasst: Manches bleibt einfach für die Ewigkeit – nette, freundliche Menschen.

Ziel dieser Reise waren aber inhaltlich zwei Dinge. Die Übergabe einer Spende meiner Schule für das Lepra-Dorf Abu Zabaal (siehe vorherigen Artikel) und der Besuch des Grabes Ludwig Burckhardt’s, dem Wiederentdecker PETRA’s und Reisenden durch die arabische Welt. Dieser Besuch war das, was ich unbedingt wollte, angeregt durch die Dokumentation über ihn (siehe Youtube). Dazu später – aber hier schon mal der Beweis, dass ich dort war und mich ins Kondolenz-Buch einschrieb.

Aber erst einmal für die, denen ich hier immer zu viel schreibe, eine Gliederung zu Teil-Berichten um zu „JaR“ (Jump and Run) 😀

Allgemeines (Flughafen, Hotel, eSim, Food, Sicherheit, Uber, Street-Fotos…)
Pyramidentouren
Wüstenabenteuer „Wadi al Hitan“ (Tal der Wale)
zu Fuß durch Kairo / Grab Ludwig Burckhardts’s

Sorry, es wurde wieder viel. Ich hoffe aber, ihr lest es doch trotzdem.


Allgemeiner Teil
Ankunft am Flughafen – und schon läuft alles anders als geplant. So ist das eben, aber in Ägypten gilt: Es gibt kein Problem.
Wir hatten per Whatsapp bei einer Agentur einen Kleinbus gebucht, der uns zum Hotel bringen sollte (btw: Hotel und Flug buchten wir problemlos via booking.com). Aber wir kamen in Terminal 3 an und da kam der wohl nicht hin und so standen wir zu acht mit viel Gepäck und versuchten den uns Hilfe anbietenden Ägyptern zu erklären wie die Situation ist und sie, was sie mit uns machen würden 🙂
Letztendlich setzten wir uns zu ihnen in 2 Autos, bezahlten insgesamt auch den gleichen Preis wie ursprünglich geplant und waren nach ca. 45 min Fahrt völlig problemlos im Hotel. Es gibt kein Problem.
Das Hotel war das SAFIR, relativ zentral gelegen, unweit der DEO, wo wir unsere Spende abgeben wollten.
Das Zimmer war groß, sauber, alle waren sehr zuvorkommend. Man muss ggf. wissen, dass es keinen Alkohol im Hotel gibt. Kann ja sein, dass es wichtig wäre. Aber 5 Gehminuten weiter öffnet 17.00 Uhr ein kleiner Laden, in dem u.a. Ausländer Alkohol kaufen können (in unserem Fall eben mal ein „Stella“-Bier). Wir hatten ein Zimmer im 5. Stock mit Blick auf den Pool. Frühstück-Buffet war SUPER.
Man kann abends auch im Hotel speisen oder zu Fuß ggf. einfach in ein anderes Hotel gehen, wie wir es mit dem „Sofitel-Hotel“ und dem „Marriott-Hotel“ gemacht haben. Das Essen im „Sofitel“ war nicht so wie erwartet, aber man sitzt schön am Nil. Im „Marriott“ erwartet einen ein wundervoller Garten und passendes Essen. Das „Sofitel“ erreichte man nach ca. 25 min zu Fuß, das „Marriott“ war ca. 45 entfernt, aber man kann Uber benutzen oder eine Station mit der U-Bahn fahren. Spannend ist es allemal. (Fotos nur vom Handy)

Thema Sicherheit – wir fühlten uns nie unsicher und machten viel zu Fuß. Überall begegnete man uns mit einem Lächeln und fragte uns, woher wir kommen. Nichts war aufdringlich, auch nicht auf den Basaren oder an den touristischen Orten.
UBER funktioniert (alters- und Rücken gerecht) auch super und ist zu unseren Preisen mehr als preisgünstig. Nur für Uber brauchst du halt Internet-Empfang. Vodafone will ja für eine Woche, mit wenig Traffic, 29€. Darum hatte ich mir schon für Südafrika eine eSim auf dem iPhone installiert, die sort prima funktionierte und uns den Urlaub rettete. Aber hier aktivierte sie sich nicht, was schon mal am Flughafen blöd war. Ich schrieb den Support an (via WLAN im Hotel) und nach einigem Hin und Her war das Problem gelöst. Ich musste meine nicht mehr aktive Südafrika-eSim löschen (wovor eigentlich per Text-Hinweis gewarnt wurde). Und schwups, hatte ich genug Traffic (2GB für 3 Wochen) und die Hälfte an Kosten. Damit war dann also UBER die perfekte Lösung, wenn der Stadt-Asphalt einem heiße Füße bescherte. Aber wie schon geschrieben, wir waren fast täglich mit 20.000 Schritten unterwegs, was „Erleben hautnah“ zu einem wirklichen Erlebnis macht. Ich mag es so. Mein Jammern abends wegen Knie und Rücken nimmt ja niemand war. Input ist wichtig, nur das zählt am Ende.
Ein Paar Street-Fotos schon mal.

Pyramidentouren
Bitte plant eure Touren, wenn ihr in der Stadt seid. Man sieht so viele Busse voller Menschen, die „durchgepeitscht“ werden an diesen für Ägypten so wichtigen Punkten. Aber ist es das, was eine Reise zu einem Erlebnis macht? Keine Angst vor … Whatsapp, Uber, … ihr könnt alles individuell vor Ort regeln. Die erste Tour hatten wir im Vorfeld per Whatsapp bei Memnon-Tours schon aus Deutschland geordert. Einen Kleinbus, einen Tag lang für 8 Personen nach Sakkara und Dahschur. Und um es vorwegzugreifen – diesen Fahrer angesprochen, ob er oder jemand aus seinem Umfeld dann am nächsten Tag oder so Zeit hat … und alles ist für weitere Touren geklärt z.B. für die Tour zu den Pyramiden von Gizeh.

Fährt man in ein Land um Kultur und Menschen kennenzulernen, befasst man sich VORHER damit. Machen leider nur wenige, um sich dann dort „berieseln“ zu lassen. Ich mache das anders. Ich bereite mich gerne intensiv vor um das Gesehene viel besser reflektieren zu können. Ich werde also nichts zur Stufenpyramide von Djoser (Ägyptologen würden mich jetzt steinigen, für die ist es keine Pyramide), zur Knick– und Roten Pyramide und auch nicht zu den Pyramiden von Gizeh etwas schreiben.
Bei den vorherigen Besuchen war ich schon im Inneren der Roten Pyramide, sowie in der Pyramide von Cheops. In der Roten Pyramide ist der Abstieg schon heftig. Es geht steil nach unten, wie auf einer Hühnerleiter und man muss/ sollte rückwärts laufen dabei. Aber Leute – in der Knickpyramide ist es um einen großen Part heftiger. (siehe Bilder) Meine Ausrede wäre ja – ich bin 10 Jahre älter. Aber auch die jungen Mitreisenden bestätigten mein Keuchen durch ihr eigenes. Es geht 80m in dem niedrigen Gang in die Tiefe, dann etliche steile Treppen in die Höhe, dann auf Knien kriechend durch einen Tunnel, um die letzten Treppen wieder bis zur Grabkammer zu kommen. Ach ja – dann Retour.
ICH HABE ES GESCHAFFT! ICH HABE DAS INNERE ERLEBT! ICH WAR DA! ICH LEBE NOCH 😀

Hat man seinen eigenen Fahrer, sollte man sich bei den Pyramiden von Gizeh zum Plateau fahren lassen, für einen ersten Gesamteindruck, und von dort zu Fuß zu den Pyramiden laufen, ggf. dann rein zur Grabkammer (Cheops ist da besser – schließt aber um 13 Uhr für ein oder zwei Stunden) und dann weiter runter zur Sphinx. Sehr entspannender Fußmarsch und dicht an der Geschichte.

Und wer denkt, alles sei schon erforscht. In Sakkara gehen die Grabungen weiter und man entdeckte eine Vielzahl von kleineren Pyramiden, Gräbern und Mumien im Jahr 2021.

Ach ja, einen Tipp für Sakkara möchte ich nicht vorenthalten. Es gibt zwei interessante Gräber in unmittelbarer Nähe, u.a. mit noch toll erhaltenen Farben, die 5000 Jahre alt sind.

Und auch ein Grab für die Stiere, der der Pharao jedes Jahr besiegen musste um nachzuweisen, dass er stark genug ist, zu herrschen. Ich denke ja, dass man das Alter der Stiere dem Alter des Pharaos etwas angepasst hat (jedenfalls ich als Pharao hätte das so gewollt), aber wer bin ich schon. Trotzdem – Gräber für Stiere samt Sarkophag… hat was.

Genug zu den Pyramiden – CUT

Wüsten-Abenteuer
Ja – Abenteuer war es irgendwie schon wieder einmal. Wir kannten zwar das Tal der Wale schon, aber wenn etwas schön ist, kann man es ja auch 2x machen. Gilt für Vieles 😀
Warum Abenteuer (diesmal)? Weil mal wieder nicht alles nach Plan lief. Und so nahm das Geschehen seine Lauf 🙂

Zwei Jeeps gebucht, Fahrt in die Wüste angemeldet (MUSS man!). Aber es kam eine Absage. Nun ja, was tun – klar, trotzdem fahren, nicht ganz legal. Aber nicht an dem gleichen Tag, ggf. würde man ja auf uns „warten“. Machte man ein paar Tage später trotzdem (Polizist hatte Zettel mit Nummernschildern in der Hand bei der Kontrolle außerhalb Kairos) und so landeten wir auf dem Hof einer Polizeistation. Nach 15 min. an Gesprächen und Telefonaten durften wir dann aber doch weiter, begleitet von einem Polizeiwagen bis zur Kontrollstelle zum Zutritt zur Wüste – und an der wurden wir von den gleichen Kollegen dann abends auch wieder in Gewahrsam genommen. Manche Dinge sind eben so und man sollte sie auch nicht hinterfragen. Und schon gar nicht als Tourist mit seiner westlichen Logik und Moral diskutieren.

Zusätzlich zu diesem Erlebnis gesellte sich ein Sandsturm und ein Problem an unserem Auto. In bestimmten Situationen begann das eine Vorderrad stark zu vibrieren. Erst dachte ich, wir hätten einen Platten, denn der Fahrer konnte das Lenkrad kaum noch halten (bei 120 km/h schooon interessant). Aber der Reifen war ok. Irgendwas entweder an der Aufhängung, Lenkachse oder -buchse oder Radlager. Das nachfolgende Fahrzeug meine, es eiert, das Rad. Aber es gibt kein Problem. Man verringert die Geschwindigkeit, bis das Rad sich wieder „einfängt“ und fährt weiter, bis es irgendwann auf der Straße oder der Piste wieder einen Schlag bekommt und man dann einfach hofft. Na ja, da es auf dem Hinweg in die Wüste war (ca. 200km) gab es ja auch einen Rückweg 🙂 Kurz: Schutzengel gibt es und sie sind auch echt schnell und zuverlässig.
Also ab ins Wadi, einem Wüstenteil, dass schon einmal eine Klimaerwärmung erlebte, denn es war vorher ein Tropenmeer. Ok, vor 40 Mio Jahren. Daher findet man mitten in der Wüste Skelette von Urzeit-Walen, aber auch versteinerte Korallen und Mangroven. Ist schon cool. Der starke Sturm behinderte aber Fotos und zwang mich zur Vermummung.

Anschließend fuhren wir noch ein Stück mit „flatterndem“ Rad in die Wüste zu einem Blick auf einen See … so mitten in der Wüste und machten an einem zweiten See eine Rast zum Essen.

sehr viel Staub und Sand in der Atmosphäre

Spät abends kamen wir wieder wohlbehalten in Kairo an, versuchten Sand und Staub aus Kleidung und erreichbaren Körperöffnungen zu entfernen und freuten uns am Stella-Bier auf dem Zimmer. Polizeilich, technisch aber auch naturmäßig ein sehr intensiver Tag.

Entdeckung von Kairo hautnah und zu Fuß
Hmmm – etwas gelogen, denn 3x setzten wir auf UBER 🙂 Aber ich schwöre, früher hab ich alles komplett zu Fuß gemacht und heute hätte ich das auch geschafft. Aber die anderen Leute … diese Weicheier und … ( na ja – eigentlich mein Rücken und meine Knie und …)
Nach dem Frühstück ließen wir uns zum noch geöffneten alten Ägyptischen Museum fahren. Das neue Museum am Rande der Pyramiden sollte ja schon eröffnet sein und viele Dinge sind schon dort, aber es ist eben doch noch geschlossen. Was nun noch oder schon wo ist – dazu berichten das Internet und deutsche Medien widersprüchlich. Aber wir erfuhren, die Maske von Tut anch Amun ist noch im alten Museum. Passt. Btw. – die zu fotografieren ist streng untersagt. Kann mit Sicherheitsanlagen zu tun haben oder was auch immer. Aber man geht streng und teilweise laut gegen Touristen vor, die das missachten. Trotzdem ist das alte Museum nach wie vor mit einem Hauch an „alt“ belegt, man merkt das sofort auch in sich. Alte Vitrinen, das Licht. Man fühlt sich selbst in das Zeitalter versetzt.

Echnaton – die Statue war auch noch da. Tut anch Amun’s Papa und sehr umstritten in der Geschichte. Ehemann von Nofretete und Vordenker des heutigen Monotheismus? Und – man sieht es an den Statuen – künstlerisch begründete er den Naturalismus. Er stellte sich selbst als Pharao dar, und zwar so wie er war. Kein Abbild das idealisiert ist. Nein, langes Gesicht, Bauch … Wenn es danach geht, kann ich auch Pharao … egal.

Nach dem Besuch der wichtigen Punkte im alten Museum fuhr UBER uns zur Zitadelle. So ca. um 1000 n.Chr. gebaut sorgte sie dafür, dass Menschen nach Kairo zogen. Deshalb wurde auch in ihren Mauern eine Moschee errichtet, die Alabaster-Moschee, aufgrund ihrer Fassade so betitelt. Und heute ist zusätzlich das Militärmuseum dort untergebracht. Von oben hat man einen fantastischen Blick auf die Stadt.

Von dort aus ging es dann zu Fuß quer durch die Stadt, über Plätze, an Händlern vorbei, durch dicht gedrängte Basare zum Haus des Glasbläsers.

2km Basar – Strecke, die wir in einem Kaffee zur Erholung der Füße unterbrachen.

das Kaffee in einer Nebengasse des Basar – hier saß auch u.a. der ägyptische Literatur-Nobelpreisträger. Btw: ich kann auch lesen 😀

Das Haus des Glasbläsers
Glasbläser? Häää? Was soll das? Danke – du hast das oben verlinkte Youtube noch nicht geschaut. Aber für dich dann trotzdem auch hier 🙂

Ludwig Burckhardt lernte auf den seinen Reisen die arabische Welt lieben. Als er 1817 starb, wollte er unbedingt in Kairo begraben werden. Weil man ihn nun hier auch schätzte, erfüllte man ihm den Wunsch und begrub ihn als Scheich Ibrahim vor den Stadttoren. Heute natürlich mittendrin in der Stadt. An sein Grab gelangt man nur, in dem man das Haus des Glasbläsers durchquert, quasi durch seine Wohnung auf den Innenhof gelangt, wo verschiedene Gräber zu finden sind, die in den Alltag der Enge der Stadt jetzt integriert sind. Der Glasbläser ist nun der Sohn, denn seine Eltern starben (zu sehen auf dem Foto) und der Sohn übernimmt den den Part, den wenigen Besuchern, die das Grab sehen wollen, Haus und Grab aufzuschließen. Jeden Tag kommt er zu seinem Elternhaus und wartet, dass ein Tourist sich dorthin verirrt und hofft auf ein Trinkgeld. Wir kamen und waren gerührt von seiner Herzlichkeit. Ägypter lieben Süßes, aber das ist u.a nicht billig in einem Land, dass seine Währung 4x im letzten Jahr abwerten musste. So hatten wir 6 Tafeln Schokolade dabei und wir gaben auch jeder etwas Geld. „Heute ist ein guter Tag!“ wiederholte er mehrfach mit leuchtenden Augen und bedanke sich mit muslimischen Gruß. Schokolade gab er im Viertel auch sofort ab. Wenn man etwas hat, teilt man.
Der Augenblick, dort am Grab zu sein, die Herzlichkeit dieses Mannes zu erleben – wow. Bewegt mich sofort wieder. ES IST EIN BESUCHT WERT! Echt!

Bevor es danach (per UBER) ins Hotel ging, durfte ich in einer kleinen Werkstatt fotografieren. Versuche das mal in Berlin, so als Fremder.

Fazit: Ich wurde daheim immer gefragt: „Na, hast du dich schön erholt im Urlaub?“ Was ist Erholung? Am Strand liegen und lesen? Na klar. Einen Tag schaffe ich das auch. Aber so eine Tour, 5:30 Uhr aufstehen, Whatsapp checken, ob alles klappt, Land, Leute, Kultur, Gerüche kennenlernen. Abends müde ins Bett fallen und das Gehirn den ganzen Input verarbeiten lassen. Lernen, lächeln, nicht von Außen erleben, sondern mittendrin. Das ist es, meine Welt. Fotografisch erfassen und dokumentieren. Leben.

Ja, am Ende war ich nicht unzufrieden 😀

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